Auch an Sembten ging der 2. Weltkrieg nicht spurlos vorüber. Im Januar/Februar 1945 konnte man den Kanonendonner der nahenden Front hören. Zu dieser Zeit waren bereits Flüchtlinge von östlich der Oder aufgenommen worden. In den Morgenstunden des 15. Februar 1945 wurde für Sembten die Evakuierung angeordnet. Für viele begann eine Flucht ins Ungewisse. Die Familien zogen in unterschiedliche Richtungen, z.B. über Lieberose direkt in den Kessel von Halbe oder in den Spreewald nach Calau, Weißack und Fürstlich Drehna. Ab Mai kehrten die meisten Sembtener wieder in ihre Heimat zurück. Sieht man von einigen Karabinereinschüssen in der Kirche ab, gab es in Sembten keine Zerstörungen. Durch die Vertreibung östlich der Oder und Neiße kamen wieder  viele Flüchtlinge nach Sembten. Allein in das Schloss zogen fast 20 Familien ein.

Das Dorf kam unter sowjetische Kontrolle. Es war wohl bekannt, dass die Gutsbrennerei in den Kriegsjahren sehr guten Sprit gebrannt hat (96 % und ohne öligen Beigeschmack). Die sowjetischen Matrosen, in Fürstenberg stationiert, liebten den Alkohol so sehr, dass sie täglich kamen, tranken und randalierten. Der Brennmeister Losenski bat daher den sowjetischen Kommandanten in Guben um Hilfe und Unterstützung.

 

So kam Ende Mai 1945 ein einfacher sowjetischer Soldat nach Sembten, der für Ordnung zu sorgen hatte und es auch tat. Er konnte aber kein Deutsch und nahm sich deshalb einen polnischen Zivilarbeiter als Dolmetscher, beide quartierten sich im Schloss ein.

Damit hatte Sembten seinen ersten sowjetischen Kommandanten. Er war Ukrainer und 45 Jahre alt. Zu den Dorfbewohnern hatte er guten Kontakt, es gab zu seiner Zeit keine Übergriffe oder Plündereien. Zur besseren Beweglichkeit im Ort beschaffte der Ukrainer sich ein Motorrad. Da er nun stets Benzin benötigte, trieb er mit dem Gubener Flugplatz emsigen Handel – Benzin gegen Schnaps -. Die Flieger kamen mehrmals pro Woche mit einem Doppeldecker nach Sembten.

 

Das kleine Dorf Sembten hatte im 1. Weltkrieg 14 Tote zu beklagen. Das Kriegerdenkmal am Dorfeingang ist den Toten zum Gedenken gewidmet.

Nach dem 2. Weltkrieg ist die Verlustliste wesentlich länger, es sind 36 Tote bzw. Vermisste bekannt. Viele Sembtener mussten eine jahrelange Gefangenschaft durchstehen, bevor sie nach Hause fanden.